Probleme in der Ausbildung lösen

Lehrjahre sind keine Herrenjahre... jaja, geschenkt. Dass Ausbildung nicht immer nur Spaß ist, liegt in der Natur der Sache. Das Berufsleben folgt nun mal nicht nur dem Lustprinzip. Und Herausforderungen gehören zum Leben dazu. Probleme in der Ausbildung kann es immer wieder geben. Manche sind gravierend, andere weniger. Viktor Tomm war ein Azubi, der Probleme hatte.  Ihm fehlte etwas, worauf Ausbildungsbetriebe nur ungern verzichten: Zuverlässigkeit. Im Interview erzählt er, wie er es geschafft hat, dieses Problem zu lösen.

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Vom Azubi zum Mitarbeiter

Viktor ist 27 Jahre alt, technischer Produktdesigner bei der Firma Würth, einem waschechten Weltmarktführer, und er h

 

at 2016 das Training von Great Growing Up absolviert, damals noch als Azubi. Hier im Interview schildert er, welche Probleme in der Ausbildung er hatte, welche Schwierigkeiten er seinen Ausbildern bereitete und wie ihm Great Growing Up dabei geholfen hat, sich zu einem verantwortlichen Mitarbeiter zu entwickeln. Die Essenz der Trainingsinhalte gibt es jetzt in einem dreistufigen Onlinekurs mit den Themen

  1. Emotionale Intelligenz
  2. Kongruent Kommunizieren
  3. Verantwortlich Handeln

1. Emotionale Intelligenz

Ich habe Viktor gefragt, was ihn denn am Training am meisten interessiert hat.

Viktor Tomm: Bei uns im Leben geht es ja um Emotionen, wir sind Menschen, wir sind emotionale Wesen. Was ich damals gelernt habe oder was für mich absolut neu war, war zu erkennen, dass es keine guten oder schlechten Emotionen gibt. Jede Emotion hat ihre Quali

Das vollständige Interview gibt es hier  kostenlosen Download.

täten. Und jede Emotion hat ihre Daseinsberechtigung. Oft ist es so, dass wir versuchen, immer nur glücklich zu sein, und suchen diesen Spaß im Leben. Und wenn es um Angst geht, wenn es um Ärger oder Trauer geht, das wollen wir irgendwie nicht fühlen. Da sehen wir als negativ an. Da versuchen sich die Menschen zu distanzieren. Das war für mich eine sehr interessante Erkenntnis, zu begreifen, es gibt nicht gute und schlechte Emotionen, sondern jede Emotion hat ihren Mehrwert.

Selbstbewusst und offener

Great Growing Up: Was war denn konkret der Mehrwert für dich? Was hat sich verändert durch diese neue Sichtweise?

Viktor Tomm: Einiges tatsächlich. Insgesamt würde ich sagen, ich bin viel selbstreflektierter geworden, auch viel selbstsicherer im Leben. Vor allem aber habe ich gelernt, mich mehr mitzuteilen, meine Emotionen und Gefühle auch meinen Mitmenschen mitzuteilen und offener zu sein gegenüber meinen Mitmenschen.

Great Growing Up: Wie ist die Resonanz? Was kommt da zurück, wenn Du dich mehr mitteilst?

Probleme in der Ausbildung? Great Growing Up hilft sie zu lösen.
Viele Azubis wissen zunächst einmal nicht weiter, wenn es Probleme gibt. Foto: Gerd Altmann/pixabay

Viktor Tomm: Eine sehr, sehr gute Frage tatsächlich. Zunächst mal, wenn man es nicht gewohnt ist, so wie es bei mir war, ist das sehr beängstigend. Man weiß nicht, was da passiert. Aber ich merke, dass ich dadurch mehr akzeptiert werde von meinen Mitmenschen. Und ich glaube, und so nehme ich das auch wahr, dass die anderen mich besser verstehen – wer ich bin und warum ich so bin, wie ich bin.

Great Growing Up: Was in dir vorgeht?

Viktor Tomm: Ja, was in mir vorgeht.

Wichtige Entwicklungsschritte

Great Growing Up: Schön, dass hört sich gut an. Bei welchem Gefühl hast Du Deiner Meinung nach die meisten Fortschritte gemacht, wo gab es die größten Entwicklungsschritte?

Viktor Tomm: Für mich war es das Gefühl Ärger. Das Problem bei mir war, wenn mich etwas geärgert hat, habe ich das oft runtergeschluckt. Dieses Gefühl wollte ich nie zulassen, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehe. Und bei diesem Punkt war für mich der größte Entwicklungsschritt, das größte Potenzial. Ich habe einfach gemerkt: Hey, das ist okay, wenn man sich über irgendetwas ärgert, das einfach mal mitzuteilen, mal rauszulassen. Nicht unbedingt in Form eines Wutausbruchs, sondern auf eine erwachsene Art zu sagen: Hey, da ist jetzt mal eine Grenze, das ärgert mich, das passt mir nicht.

Klartext sprechen

Great Growing Up: Klartext.

Probleme in der Ausbildung? Viktor Tomm hhat sie gelöst mit Great Growing Up.
Viktor Tomm hat seine Probleme in der Ausbildung gelöst - mit Great Growing Up.

Viktor Tomm: Klarheit, Ärger sorgt für mehr Klarheit, wenn man es zulässt. Und Ärger hat mir auch geholfen, mehr Entscheidungen im Leben zu treffen. Ärger ist wie Energie. Das ist pure Energie. Wenn man es lernt, den Ärger für sich zu nutzen, dann ist das unglaublich wertvoll für einen. Für mich war es zumindest so.

Great Growing Up: Das klingt fast so, als würdest Du dich gerne ärgern.

Viktor Tomm: (Lacht) Vielleicht mehr als früher.

Mit Gefühlen umgehen

Great Growing Up: Was hast Du denn für einen Tipp für Azubis von heute im Umgang mit ihren Gefühlen?

Viktor Tomm: Okay, ich habe einen Tipp. Aber ich würde sagen, der gilt nicht nur für die Azubis, sondern grundsätzlich für alle Menschen, auch für Ausbilder und alle anderen. Mein Tipp wäre: Hab keine Angst, dich zu zeigen, wie du bist. Sei authentisch, sag ruhig, was in dir vorgeht, teile dich mit. Lass die anderen wissen, was in dir vorgeht. Ich glaube, das macht das Leben einfacher. Und das schafft Klarheit zwischen Menschen. Aber vor allem für viel tiefere und erfüllendere Beziehungen zwischen deinen Kollegen und dir, zwischen Deinem Partner und dir, zwischen deinen Familienangehörigen.

Great Growing Up: Das klingt nach einem erfüllten Leben.

Viktor Tomm: Das klingt nach einem erfüllten Leben, ja.

 

2. Kongruent Kommunizieren

In den Trainings von Great Growing Up geht es immer auch viel um Kommunikation. Mich hat interessiert, wie Viktor die Kommunikation der Menschen um ihn herum in seinem beruflichen Alltag wahrnimmt.

Viktor Tomm: Was ich wahrnehme in der Arbeitswelt, ist, dass die Menschen zwar etwas sagen, aber oft etwas anderes meinen. Beziehungsweise das, was sie sagen, stimmt nicht mit dem überein, welchen Eindruck sie machen, wie sie wirken auf mich. Das stelle ich oft fest. Das heißt, wenn die Menschen sich über irgendetwas ärgern zum Beispiel, dann spürt man es. Man sieht es ihnen an. Sie ärgern sich, und irgendetwas passt ihnen nicht in einem Meeting oder so. Aber sie drücken das nicht aus, sondern versuchen da irgendwie…

Was Körper und Stimme sagen

Probleme in der Ausbildung? Oft liegt es an der Kommunikation.
Verantwortung übernehmen ist tatsächlich gar nicht so schwer. Foto: Anastasia Gepp/pixabay

Great Growing Up: Woran nimmst Du das denn wahr? Wie erkennst Du, dass sich jemand ärgert in so einem Meeting?

Viktor Tomm: Na ja, beim Thema Ärger ist das ganz klar die Körpersprache, die Mimik. Auch die Stimme.

Great Growing Up: Was passiert mit der Stimme?

Viktor Tomm: Man versucht, den Ärger zu unterdrücken. Also, irgendjemand bekommt eine Aufgabe von seinem Chef, und du weißt ganz genau, dem passt das nicht. Die Person sagt dann (zögert)… Darf ich das vormachen?

Gar nicht authentisch

Great Growing Up: Sehr gerne. Herr Tomm, das wäre doch eine Aufgabe für Sie. Erledigen Sie doch das.

Viktor Tomm: (Unwillig) Jaah, sehr gerne.

Great Growing Up: Das kam an, „seeehr gerne.“ Das ist nicht authentisch.

Viktor Tomm: Ist nicht authentisch, genau.

Was man nicht gebrauchen kann

Great Growing Up: Und ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?

Vitkor Tomm: Es kommt darauf an für wen. Ich glaube, der größte Nachteil ist, dadurch hat man einfach keine Klarheit in der Zusammenarbeit und in der Kommunikation miteinander. Man muss immer raten: Hat derjenige das jetzt so gemeint, wie er es gesagt hat oder hat er es anders gemeint? Und vor allem in der Berufswelt, wo es um Projekte und Effizienz geht, kann man so etwas nicht gebrauchen. So was ist einfach nur hinderlich und macht das Leben unnötig schwer.

Great Growing Up: Weil da Unklarheit und Unsicherheit entstehen?

Viktor Tomm: Ja, Unklarheit und Unsicherheit. Das sorgt einfach nur für Verwirrung.

Wissen, was der andere denkt und fühlt

Great Growing Up: Aber für den Chef ist das Ergebnis doch erst einmal positiv: Ich habe die Aufgabe abgedrückt an Herrn Tomm.

Viktor Tomm: Ja, (lacht) zunächst einmal scheint es so. Aber ich denke, viel wichtiger wäre es doch, zu wissen, was die Person tatsächlich denkt und wie sie sich fühlt. Vielleicht kann man dann die Aufgaben so verteilen oder die Menschen so führen, dass sie zufriedener sind.

Effektiver kommunizieren

Great Growing Up: Was hat sich denn für dich konkret verändert in punkto kongruentes Kommunizieren?

Viktor Tomm: Ich habe für mich erkannt, dass authentisch kommunizieren viel, viel effektiver ist und auch für Klarheit sorgt zwischen mir und meinen Kollegen.

Sagen, was mich ärgert

Azubi Upgrade ist der Onlinekurs von Great Growing Up.
Wer klar kommuniziert, löst viele Probleme ganz leicht. Foto: Anastasia Gepp/pixabay

Great Growing Up: Wenn ich als Chef Stolla dir die Aufgabe übertrage und du dich darüber ärgerst, würdest du es mir sagen?

Viktor Tomm: Ich würde es sagen, wobei man da unterscheiden muss. Nicht alle Aufgaben, die man im Berufsleben bekommt, machen Spaß. Manche Dinge müssen einfach getan werden. Aber ich glaube, es gibt irgendwo eine Grenze, und ja, da würde ich mich tatsächlich mitteilen und sagen, wie ich darüber denke und was ich fühle.

Auf Entdeckungsreise

Great Growing Up: Würdest du das auch einem Azubi raten?

Viktor Tomm:  Ja, absolut. Vor allem als Auszubildender in einem Unternehmen ist man ja so ein bisschen auf der Suche nach sich selbst, nach seinen Stärken und nach dem, was einem gefällt und was einem nicht gefällt. Das ist so eine Entdeckungsreise, die man macht. Und ich glaube, dazu ist eine Ausbildung auch da. Und die Ausbilder und Vorgesetzten sind dazu da. Damit sie dich als Auszubildenden in die richtige Richtung lenken können, musst du denen auch mitteilen, was du fühlst und was du über gewisse Dinge denkst, anstatt einfach nur alles in dich aufzunehmen und dann so unter dem Radar zu fahren. Das hat einen Mehrwert für dich als Auszubildender, aber auch für deine Ausbilder und Vorgesetzten.

3. Verantwortlich handeln

Verantwortung ist ein weiterer Schwerpunkt im Training von Great Growing up. Deshalb wollte ich von Viktor wissen, was er in Sachen Verantwortung im Training gelernt hat.

Great Growing Up: Der Azubi Viktor Tomm, wenn du dich an den zurückerinnerst, wo hat der sich denn nicht so verantwortlich verhalten vor dem Training?

Viktor Tomm: Damals, als ich das Training mitgemacht habe, war ich im zweiten Lehrjahr. Und ich erinnere mich noch ganz genau: Ich habe meine Aufgaben immer erledigt, ich war auch neugierig und habe immer versucht dazuzulernen und meine Aufgaben so gut wie möglich zu machen. Wo ich dann ein Problem hatte, war Zuverlässigkeit. Also ganz konkret: Ich habe Termine versäumt, ich habe Dinge nicht rechtzeitig erledigt. Hab auch mal Berufsschule geschwänzt und solche Sachen, ja.

Ärger in der Ausbildung

Great Growing Up: Das gab Ärger?

Viktor Tomm: Das gab Ärger, natürlich bleibt so etwas nicht unbemerkt. Das hat dann auch die Ausbildungsabteilung bemerkt und natürlich meine Abteilung.

In den Azubi investieren

Great Growing Up: Und was konkret hat das Training bewirkt, was hat es verändert?

Viktor Tomm: Ich würde zunächst mal sagen, dass das Besondere in meiner Ausbildung war, dass mein Unternehmen und mein Ausbilder tatsächlich zwar das Problem in mir gesehen haben, sie aber auch gesagt haben: Daran können wir arbeiten. Das heißt, sie waren bereit zu investieren, wofür ich sehr, sehr dankbar bin, weil das überhaupt nicht selbstverständlich ist. Und das war großartig. Und dann habe ich das Training bei dir gemacht. Für mich war sehr, sehr wichtig, was Verantwortung denn überhaupt bedeutet. Und warum es überhaupt wichtig ist, verantwortlich zu sein und zu bleiben.

Was Verantwortung bedeutet

Great Growing Up: Was bedeutet denn Verantwortung ganz konkret für dich?

Viktor Tomm: Gute Frage, denn das Wort Verantwortung wird ja so oft verwendet. Von Azubis wird erwartet, dass sie sich verantwortlich verhalten, von jedem wird irgendwie erwartet, dass er Verantwortung übernimmt. Für mich persönlich heißt das, bei allem, was ich tue, immer nur auf mich zu schauen. Die Schuld nicht bei anderen zu suchen, mich nicht zu rechtfertigen. Egal, in welcher Situation ich bin, ich schaue immer auf mich selbst und frage mich: Okay, wie bin ich jetzt da hingekommen, wo ich bin? Und wie kann ich es in Zukunft besser machen? Der Fokus liegt auf mir, allein auf mir.

Angst vor Verantwortung

Great Growing Up: Ich habe den Eindruck, viele Menschen scheuen sich davor, Verantwortung zu übernehmen. Warum ist das so?

Viktor Tomm: Das ist sehr, sehr interessant. Ich beobachte es in der Arbeit bei mir ganz, ganz häufig, dass Menschen Angst haben vor Verantwortung. Die drücken sich vor Verantwortung. Sie wollen am besten nur das tun, was man ihnen sagt, und nicht mehr. Das machen aber nicht nur die Auszubildenden. Das sieht man auch bei Kollegen, die teilweise schon 20 oder 30 Jahre im Unternehmen sind. Ich glaube, die Menschen haben Angst davor, Verantwortung zu übernehmen, weil sie Angst haben, dass, wenn etwas schiefläuft, alle mit dem Finger auf sie zeigen und sagen: Hey, du bist schuld. Du hast es versaut, du kannst das nicht. Ja, ich glaube das ist die Angst davor. Angst, etwas falsch zu machen, stoppt die Menschen.

Tun, was getan werden muss

Great Growing Up: Diese Angst haben natürlich auch viele Azubis und scheuen sich vermutlich genau deshalb, Verantwortung zu übernehmen. Eine Aufgabe vielleicht auch mal nicht nur bis zu dem Punkt zu machen, der ihnen erklärt wurde. Sondern auch das zu tun, was ihnen auffällt, was noch darüber hinaus getan werden muss. Warum ist es für Azubis dennoch wichtig, Verantwortung zu übernehmen?

Viktor Tomm: Das einzige, was ich sagen kann, ist, warum es für mich wichtig ist. Für mich ist Weiterentwicklung wichtig. Wenn man immer nur Angst hat und keinerlei Verantwortung übernimmt, dann kommt man auch nicht weiter im Leben. Man kann sich nicht weiterentwickeln, wenn man nicht bereit ist Verantwortung zu übernehmen Und darüber hinaus nicht bereit ist, mehr zu tun als verlangt ist. Da findet keine Entwicklung statt.

Vom Risiko Fehler zu machen

Great Growing Up: Auch mit dem Risiko, das man einen Fehler macht?

Viktor Tomm: Auch mit dem Risiko, das man einen Fehler macht. Das ist ein normaler Lernprozess. Aber ich verstehe auch, dass Auszubildende Angst haben vor Verantwortung, weil für sie alles neu ist. Das kann ich ganz gut nachvollziehen. So ging es mir auch auch ganz häufig. Aber wenn man diesen Schritt macht, dann freut es die Ausbilder, die Vorgesetzten. Und selbst wenn es mal falsch war, das ist absolut gar kein Problem. Es geht um die Einstellung, den Willen, die Motivation. Darum geht es.

Great Growing Up: Sehr schön, danke, Viktor

Unternehmen wollen wachsen. Menschen auch.

© Matthias Stolla 2016